Website-Review (Webseiten-Prüfung)

INHALT
- Definition
- Checkliste (Prüfungs-Design)
a) Attraktivität
b) Barrierefreiheit
c) Benutzerfreundlichkeit
d) Funktionalität
e) Geschwindigkeit / Ladezeit
f) Lesbarkeit
g) Rechtskonformität
h) Optimierung für Suchmaschinen
i) Übersichtlichkeit
j) Verständlichkeit - Unterstützung durch das Web-Controlling
Definition
Was ist eine Website-Review? Der englische Begriff Website-Review, auch Website Audit genannt, wird in der Medienberatung verwendet und bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie Webseitenprüfung, Website-Schwachstellenprüfung oder Webseitenüberprüfung.
Eine Website-Review beinhaltet die neutrale Überprüfung von Informationen und Funktionen einer Internetseite auf Probleme und Schwachstellen.
Die Überprüfung kann von einem Experten oder mehreren neutralen Test-Besuchern durchgeführt werden, die eine Checkliste oder einen Fragebogen verwenden, um den Zugriff auf eine Webseite zu untersuchen.
Bei größeren Internetseiten werden Anforderungen (englisch: Guidelines) festgelegt, in welchen Bereichen eine Überprüfung stattfinden soll.
Sollen mehrere Test-Besucher eine Website-Review durchführen, braucht es eine Benutzerschnittstelle (englisch: User Interface), wie zum Beispiel ein Teststudio oder eine Online-Bildschirmübertragung (englisch: Desktop- oder Screensharing) zu Test-Besuchern in der Ferne (englisch: remote).
Zur Wahrung der Neutralität sollten Test-Besucher einer Webseite nicht mit dem Content vertraut sein, wie beispielsweise Kollegen, beteiligte Entwickler (Webdesigner, Programmierer) oder Vorgesetzte.
Checkliste (Prüfungs-Design)
Um das Design für eine Website-Review zu entwerfen, können die Kriterien der folgenden Checkliste herangezogen werden:
Attraktivität
Die optische Attraktivität einer Webseite wird durch das Layout (Webdesign), den Einsatz von attraktiven Fotos, Grafiken und Logos sowie die verwendeten Farben und Schriftarten bestimmt.
Die inhaltliche Attraktivität einer Webseite bestimmt sich durch die von Besuchern wahrgenommene
Aktualität,
Relevanz
fehlende Redundanz *
Darstellung und
Qualität
der bereitgestellten Inhalte (vgl. Datenaufbereitung), insbesondere im Konkurrenzvergleich.
Barrierefreiheit
Bei der Barrierefreiheit wird die Zugänglichkeit einer Webseite für alle Menschen geprüft. In erster Linie geht es dabei um die Bedürfnisse von blinden oder tauben Webseiten-Besucher, die eine audio-visuelle Vorlese-Anwendung (Screenreader) zum Aufruf einer Webseite verwenden.
Für diese Besucher sollten Fotos, Grafiken, Audio- und Video-Inhalte mit einem Alternativtext hinterlegt werden, damit sie auch ohne deren Darstellung verständlich und wahrnehmbar sind.
Im Sinne der Barrierefreiheit sollte außerdem auf Formulierungen in der sog. Gendersprache (zum Beispiel durch *innen oder Gendergap mit Unterstrich) verzichtet werden.
Diese eignen sich nicht für einen mündlichen Vortrag eines Screenreaders und können zu Missverständnissen und Verwechslungen führen.
Darauf weist beispielsweise die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in Wiesbaden in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2020 hin.
Bei einer Überprüfung der Barrierefreiheit werden außerdem die Bedürfnisse von älteren Besuchern (Senioren), Farbenblinden oder Menschen mit Sehschwäche berücksichtigt.
Für diese Besucher sollten beispielsweise nicht zu kleine Schriftgrößen, ein möglichst hoher Kontrast von Schriften zur Hintergrundfarbe und gut lesbare Schriftarten verwendet werden.
Benutzerfreundlichkeit (Usability)
Der Begriff „Benutzerfreundlichkeit“ (englisch: Usability) beschreibt, wie Besucher die Qualität der Nutzung einer Internetseite wahrnehmen (vgl. » Web-Usability).
Eine benutzerfreundliche Internetseite zeichnet sich durch eine intuitive, selbsterklärende Navigation und eine Bedienung, die von den Besuchern als einfach und zielführend wahrgenommen wird.
Besucher sollten mit minimalem Aufwand und so wenig wie möglich Klicks an die gewünschten Informationen gelangen und deren Nutzen erkennen können. Andernfalls besteht die Gefahr, dass sie die Internetseite vorzeitig verlassen.
Funktionalität
Die Funktionalität einer Webseite wird durch ihre Struktur bestimmt, die eine Startseite (englisch: Homepage), Inhaltsseiten (englisch: Content) und eine Kontaktseite umfasst. Diese Seiten sollten klar identifizierbar und leicht auffindbar sein.
Zusätzlich können rechtliche Anforderungen die Notwendigkeit von Seiten wie Impressum, Datenschutz oder Widerspruchsbelehrung erfordern (siehe auch Rechtskonformität).
Die Funktionalität umfasst auch die ordnungsgemäße Funktion aller Funktionen einer Internetseite, wie zum Beispiel Newsletter-Anmeldung, Bezahlfunktion, Kontaktformular, Kommentarfunktion, interne Suchfunktion nutzbar sein.
Darüber hinaus sollten alle Textanker und Verlinkungen auf einer Internetseite funktionieren und keine sogenannten 404-Fehlermeldungen verursachen.
Interne und externe Links auf der Internetseite können mit dem Link Checker des World Wide Web Consortium (W3C) überprüft werden.
Ladegeschwindigkeit
Die Ladegeschwindigkeit einer Internetseite auf internetfähigen Geräten beeinflusst ihre Attraktivität, Benutzerfreundlichkeit (Usability), Funktionalität und ihr Ranking in Suchmaschinen.
Lesbarkeit
Die Lesbarkeit einer Webseite ist ein wichtiger Aspekt bei der Bewertung einer Website. Sie umfasst die visuelle, technische und textliche Lesbarkeit.
a) Visuelle Lesbarkeit: Hierbei wird die Textgestaltung, auch Typografie genannt, anhand von Schriftgröße, Schriftarten, Zeilenabständen und Textfarbe mit Hintergrundkontrast bewertet.
Ein hilfreiches Werkzeug zur Überprüfung visuellen Lesbarkeit » Color Contrast Accessibility Validator des Bureau of Internet Accessibility (BoIA).
b) Technische Lesbarkeit: Hierbei wird die Darstellbarkeit einer Internetseite bewertet auf verschiedenen
Internet-Browsern (z.B. Brave, Firefox, Google Chrome, Microsoft Edge, iCab, Opera, Safari, Tor)
Betriebssystemen (z.B. Linux, macOS, Windows, Android, iOS, iPadOS) und
Geräten (z.B. Desktop-Computer, Laptop, Smartphone, Tablet und Smart-TV)
c) Textliche Lesbarkeit: Hierbei wird die Sprachverständlichkeit von Texten auf einer Webseite bewertet. Sie umfasst die Verwendung einer leicht verständlichen Sprache und möglichst kurzer Sätze.
Nach Möglichkeit sollte auf Fremdwörter, Fremdsprachen, Fachbegriffe und in deutschsprachigen Texten auf Anglizismen (Übertragung eines Wortes aus dem Englischen) verzichtet werden. Darüber hinaus ist eine einwandfreie Rechtschreibung (Orthografie) unerlässlich.
Rechtskonformität
Die Rechtskonformität einer Internetseite umfasst im Rahmen einer Website-Review die Einhaltung aller rechtlichen Verpflichtungen bei der Gestaltung einer Internetseite.
Diese Verpflichtungen können sich aus behördlichen Anordnungen, Gesetzen, Gerichtsurteilen, Richtlinien oder Verordnungen ergeben.
Darüber hinaus können sich rechtliche Verpflichtungen aus individuellen Verträgen oder öffentlichen Selbstverpflichtungserklärungen von Unternehmen ergeben.
Bei der Prüfung der Rechtskonformität einer Webseite sind ferner die Rechtsform, die Tätigkeit und das Angebot auf der Internetseite zu berücksichtigen:
Rechtsform: Privatperson, Einzelunternehmen, Freiberufler, Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), GmbH, AG, OHG, KG, Organisation, UG oder Verein.
Tätigkeit: nicht reglementierter Beruf oder reglementierte Berufe wie beispielsweise Arzt, Anwalt, Apotheker, Handwerker, Heilpraktiker oder Steuerberater.
Angebot: private Webseite, Dienstleistung oder kommerzieller Web-Shop.
Die Rechtskonformität einer Webseite wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, darunter die Rechtsform, die Tätigkeit und das Angebot auf der Internetseite. Zu den Kriterien, die bei der Prüfung der Rechtskonformität einer Internetseite berücksichtigt werden, gehören:
Datenschutzerklärung
Einwilligungsfenster mittels eines sogenannten Cookie Consent
Impressum
Widerrufsbelehrung
Die Einhaltung dieser Anforderungen, insbesondere die Erreichbarkeit der jeweiligen Unterseiten mit diesen Informationen, kann durch verschiedene Gesetze und Verordnungen vorgeschrieben sein.
Darunter beispielsweise die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), das Telemediengesetz (TMG), das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) oder die ePrivacy-VO der EU.
Optimierung für Suchmaschinen
Die Suchmaschinenoptimierung (SEO) einer Internetseite ist entscheidend für ihre Sichtbarkeit in den Suchergebnissen von Suchmaschinen.
Letztendlich ist die schönste Webseite nutzlos, wenn sie nicht im Internet gefunden werden kann.
Bei einer Website-Review werden beispielsweise die HTML-Konformität nach dem W3C-Standard, die Durchgängigkeit interner und externer Verlinkungen, die HTTPS-Verschlüsselung durch ein SSL-Zertifikat und die Anmeldung der Webseite bei den wichtigsten Suchmaschinen überprüft.
Übersichtlichkeit
Bei der Bewertung der Übersichtlichkeit einer Internetseite im Rahmen einer Website-Review durch neutrale Tester können folgende Fragen eine Rolle spielen:
Lenken überflüssige Design-Elemente die Besucher ab?
Wirkt die Webseite überladen auf die Besucher?
Stehen der Inhalt im Vordergrund und nicht das Webdesign?
Letztendlich geht es bei der Prüfung der Übersichtlichkeit einer Internetseite darum, dass sich Besucher möglichst schnell zurechtfinden.
Sie sollten auf Anhieb und intuitiv erkennen können, wie sie zu den gesuchten Informationen gelangen, und ist der Weg dorthin sollte ohne Umwege möglich sein.
Allgemeine Hinweise zur Verbesserung der Übersichtlichkeit:
Längere Texte können durch die Strukturierung mit Kapiteln, Überschriften und Aufzählungspunkten übersichtlicher gestaltet werden.
Übersichtlichkeit einer Internetseite bedeutet nicht, dass Besucher auf halbleere Unterseiten stoßen.
Verständlichkeit
Die Überprüfung der » Verständlichkeit « im Rahmen einer Website-Review beinhaltet Fragen der Barrierefreiheit, der visuellen und technischen Lesbarkeit, der Benutzerführung (Usability) und der Übersichtlichkeit.
Unterstützung durch das Web-Controlling
Werden die Zugriffe auf eine Webseite mit » Web-Controlling erfasst und ausgewertet, dann können daraus resultierende Daten und Kennzahlen bereits vor Beginn einer Website-Review auf Usability- und Webseiten-Schwachstellen hinweisen.
Beispielsweise können sich folgende Auffälligkeiten auf einer Webseite zeigen:
Es gibt untypische Ausstiegsseiten oder auffällige Klickpfade der Besucher.
Es gibt viele kurze Seitenaufrufe pro Besucher, deren Ursache Unklarheiten in der Navigation und Seitenstruktur sein können.
Es gibt viele Besucher, die nur eine einzige Seite aufrufen, was ein Zeichen für ein verbesserungsfähiges Informationsangebot sein kann, weil sonst vielleicht weitere Seiten angeklickt worden wären.
Mit Hilfe des Web-Controllings kann das Design einer Website-Review bereits im Vorfeld angepasst werden, um neutrale Testbesucher gezielt zu auffälligen Stellen einer Webseite hinzuführen.
* Eine Redundanz in einer Webseite liegt vor, wenn Passagen eines Textes keinen Informationswert enthalten. Folglich können redundante Inhalte auch weggelassen werden, was zu einer Verbesserung der Medien-Lesbarkeit und Usability beiträgt. Redundanz ist nicht zu verwechseln mit doppeltem Content, bei dem schon an anderer Stelle der Webseite ein identischer Inhalt vorhanden ist.